ARMENIEN – Entdeckungsreise durch Land und Zeit

ARMENIEN  Entdeckungsreise durch Land und Zeit. Thorsten Muth nimmt Sie mit auf eine Reise in den Süden des Kaukasus, wo sich abseits der ausgetretenen Pfade eine unbekannte Welt entfaltet und hinter jeder Ecke eine neue Geschichte wartet. Zwischen uralten Klöstern, schneebedeckten Gipfeln und rostigen Industrieruinen vermischen sich Schwermut und Lebensfreude, Schicksalsschläge und Aufbruchsstimmung. Dieses Buch begleitet Sie an Orte, die ihre Geheimnisse oft erst beim zweiten Hinsehen preisgeben, und zu den Menschen, die Armenien seinen unverwechselbaren Herzschlag geben.

 

Erscheinungsdatum: 1. Januar 2025

Seitenzahl: 212

ISBN-Nr.: 978-3-00-080588-2

Preis: € 24 ,- (zzgl. Versand)

 

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Rezensionen & Stimmen zum Buch

Armenian Libertango – ein leidenschaftlicher Tanz durch Armenien

von Heinrich Geuther


Das Jahr 2025 begann mit einer Überraschung auf dem Buchmarkt zu Armenien, und was für einer! Zwar lässt der Titel nicht viel mehr als ein Standardtanz auf Grundkursniveau in der Tanzschule erwarten. Spätestens nach der Hälfte der Lektüre weiß man jedoch: weit gefehlt! Dieses Buch ist ein Tango furioso der Reiseliteratur zu Armenien - ein gewagter und leidenschaftlicher Tanz durch ein faszinierendes Land. Mit schnellen, kraftvollen und abrupt abgebremsten Schritten wechselt es beständig zwischen Wissenswertem, Überraschendem und Selbsterlebten, zwischen Geschichten und Legenden und realer Politik, zwischen harten Fakten und Poetischem. Und wie beim Tango wechselt es staccatoartig zwischen leidenschaftlicher Dynamik und gespannten Pausen. Eine vergleichbar hervorragende Kombination von Reisebericht, Reiseführer, Geschichtsabhandlung und gelungenen Fotos zu Armenien ist dem Rezensenten nicht bekannt.


Um den Tango furioso zu entschlüsseln, hier die einzelnen Schritte: Alles beginnt mit einer rasanten und kuriosen Fahrt durchs nächtliche Jerewan im Jahr 2017. Das geplante kurze Praktikum der Studienzeit des Autors war der Beginn einer ungeahnten, fortdauernden Obsession für Armenien. Das Ergebnis dieser aufkeimenden Leidenschaft ist dieses Buch. In der kurzen Einleitung gelingt es Thorsten Muth anschaulich, die Entwicklung des historischen bis hin zum gegenwärtigen Armenien zu skizzieren. Diese geschichtlich-geografische Einordnung, samt der ehr praktischen handgezeichneten Karte des heutigen Armenien von Laura Küssner erleichtert das Verständnis der weiteren Lektüre erheblich. Unmittelbar danach entführt der Autor die Leser und Leserinnen in die Hauptstadt Jerewan und deren Umgebung. Wieder erleichtern die leichtfüßig präsentierten geschichtlichen Hintergründe das Verständnis und schärfen die Blicke für die folgenden Streifzüge durch eine der ältesten Städte der Menschheitsgeschichte. „Touristen auf organisierten Gruppenreisen mit vollgepacktem Programm schenken der Hauptstadt oft nicht übermäßig viel Aufmerksamkeit“ schreibt der Autor. Als attraktives Gegenmittel offeriert er im Jerewan-Teil seines Buches spannende und inspirierende Spaziergänge zu „Jerewans ungeschliffenen Juwelen“, ob es nun der geheimnisvolle Stadtteil Kond, die Kindereisenbahn in der Hrasdan-Schlucht, versteckte Kirchen oder die Untergrundwelt der Metro ist. Beim Besuch der Völkermordgedenkstätte Zizernakaberd begleitet uns der Dichter William Saroyan. In der stark Männer-lastigen Welt der Skulpturen, Monumente und Denkmäler Jerewans spürt er gezielt die wenigen Frauen auf und erzählt die in keinem Reiseführer auftauchende und amüsante Geschichte von Bangladesch und wie der Jerewaner Stadtbezirk Malatia-Sebastia zu diesem verwirrenden Namen kam. Zusammen mit Thorsten Muth retten wir uns vor dem Jerewaner Sommerregen, nehmen Anteil an dem grausamen Tod der heiligen Hripsime, besuchen den alten römischen Tempel Garni und verlieren uns im Höhlenkloster Geghard. Die atmosphärischen, zum Teil doppelseitigen Fotos, die den
Text durchsetzen, erzeugen selbst bei einem Jerewan-Kenner die Sehnsucht, die Stadt noch einmal, und nun mit neuen Augen zu entdecken.


Mit dem Zug bewegen wir uns dem Ziel des zweiten Teils des Buches entgegen - in den Norden Armeniens. Natürlich nimmt uns der Autor mit zu den dortigen obligatorischen Weltkulturerbestätten - den Klöstern Haghpat und Sanahin. Natürlich steht die heimliche Kulturhauptstadt Armeniens Gjumri und die Armenische Schweiz mit ihrer Hauptstadt Dilidschan auf der Reiseliste und selbstverständlich fehlt auch die „Blaue Perle Armeniens“ der Sewansee, der zweitgrößte Hochgebirgssee der Welt nicht auf seiner Reiseroute. Die eigentliche Stärke des Autors aber liegt darin, all diese Plätze mit außergewöhnlichen Geschichten, Legenden und Begegnungen zu garnieren und ihnen dadurch ein intensives Leben jenseits steriler Reiseführerbeschreibungen zu verleihen. Ob es der herzergreifende Gründungsmythos von Dilidschan ist, die Deportation von unliebsamen Bürgern der Industriestadt Vanadzor während der späten Stalinzeit in die Gulags Sibiriens, oder ob es die geheimnisumwobenen Legenden rund um den Sewansee und die zwischen den düster-mystischen Klostermauern im Klostercanyon sind… immer gelingt es dem Autor das Interesse des Lesers aufrecht zu erhalten. Die ungewöhnlichste Perspektive begegnet dem Leser in Gjumri. Dort übernimmt ein alter Hund mit einem „krustigem schwarz-weiß gefleckten Fell“ die Reiseleitung und zeigt dem Leser seine Stadt in den letzten Strahlen der Abendsonne und erzählt seine Geschichte. Schließlich verrät Thorsten Muth noch einen Geheimtipp: von prähistorischen Steinreihen in der Einsamkeit der nördlichen Hochebenen, die weit vor den bekannten Steinkreisen im englischen Stonehenge errichtet wurden, haben wohl selbst erfahrene Armenienreisende kaum je gehört.


Im dritten Teil des Buches reisen wir in den Süden Armeniens. Nachdem wir den heiligen Berg Ararat als ständigen Begleiter hinter uns gelassen haben, erreichen wir die Weingegend um Areni, wandern zum Kloster Noravank, erkunden den hoch oben in den Bergen gelegenen und beliebten Kurort Dschermuk mit seinen berühmten heißen Quellen, „fliegen“ über die dramatisch tiefe Worotanschlucht zu dem auf einem schwindelerregend steilen Felsplateau gelegenen Kloster Tatev. Auch für den Süden findet der Autor einprägsame und zugleich abwechslungsreiche Geschichten. Schließlich gelangt er in die Kleinstadt Goris, die es unfreiwillig im September 2023 zu kurzzeitiger, weltweiter und trauriger Berühmtheit gebracht hat. Innerhalb weniger Tage strömten etwa 110.000 Armenier und Armenierinnen aus dem angrenzenden Arzach auf der Flucht vor den einrückenden aserbaidschanischen Truppen durch diese verschlafene Stadt. Mit einfühlsamen Worten schildert der Autor diese dramatischen Tage.


Sehr persönlich ist der letzte Abschnitt, den Thorsten Muth mit „Turbulente Jahre 2017-2024 - Geschichten über Revolution, Rückschläge und Renaissance“ überschreibt. In diesem Teil erzählt er aus eigenem Erleben von den Ereignissen der Endphase der bleiernen Zeit der Vorgängerregierung. Der Autor hatte das Glück während der Samtenen Revolution 2018 dabei gewesen zu sein, berichtet von den entscheidenden Tagen und Wochen sehr prägnant anhand seines Tagebuchs und setzt diese politische Dokumentation mit den Hintergründen und Geschehnissen des Zweiten Bergkarabach-Krieges fort. Er schildert die beklemmende Gefühlslage während und nach diesem Krieg in Jerewan, macht eigene Interviews mit Experten und Betroffenen aus dieser Zeit zugänglich, schildert die Auswirkungen des Überfalls auf die Ukraine auf das Leben im Land und endet mit dem Abschnitt „Arzach: Letzter Akt“, in dem er die politische Situation in Jerewan nach dem Exodus der Karabach-Armenier schildert und einordnet. Dies gelingt ihm mit Bravour!

 

Genau dieser an-Muth-ige Spagat zwischen einem Reiseführer, einer Reiseerzählung und einer fundierten Einordnung der geschichtlichen und politischen Hintergründe und Ereignisse aus eigenem Erleben, geschrieben in einer zutiefst menschlichen Sprache, macht dieses Buch so besonders. Als Astor Piazzolla seinen berühmten Libertango schrieb, da verband er das Wort Libertad (spanisch für „Freiheit“) und Tango, der wie kein anderer Tanz für Leidenschaft, Melancholie und unstillbare Sehnsucht steht. Was könnte passender für dieses Buch, für Armenien sein?

 

(ADK 206, Jg. 2025 / Heft 1, S. 55)

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