Ein Ausflug ins Herz des armenischen Weinbaus lohnt sich vor allem im Herbst: Das Dorf Areni in der
südlichen Region Vayots Dzor verwöhnt mit Trunk und gutem
Essen. Ganz in der Nähe raubt das Kloster Noravank mit seinen historische Bauten vor
malerischer Kulisse seit Jahrhunderten den Atem.
Das Dorf Areni mit seinen zahlreichen Wein produzierenden Betrieben ist im Herbst ein landschaftliches und kulinarisches Juwel. Über die einzige
Hauptverbindungsstraße von Jerewan in den Iran ist Areni per Mietwagen oder Marschrutka-Sammeltaxi in eineinhalb Stunden bequem zu erreichen. Wer Zeit mitbringt, kann zunächst die kleine
Kirche Surb Astvatsatsin (1321) ersteigen, die auf dem Hang über dem Flüsschen Arpa thront und sich kaum vom Berg abhebt. Auf den ersten Blick entgeht sie leicht dem Auge der
Betrachtenden. Dann lohnt auch ein Spaziergang durch die Weingärten und Obstplantagen des Ortes. Eine weitere Sehenswürdigkeit, am gegenüberliegenden Ende des Dorfes am Flusstal
gelegen, ist die uralte Höhle Areni-1. Hier wurden die Reste der ersten Weinbauernkultur aus der Zeit um 4.000 v. Chr. gefunden. Außerdem stießen Archäologen auf den ältesten
Lederschuh der Menschheit. Ein Besuch in der Höhle lohnt sich auf jeden Fall. Wer gern über Nacht in Areni bleiben möchte, findet mehrere Möglichkeiten für Weinproben und Abendessen sowie privat
geführte Pensionen. Dort wird zwar oft kein Deutsch und kaum Englisch gesprochen, dafür gibt es aber ein ausgiebiges Landfrühstück mit Eiern vom hauseigenen Federvieh sowie
Aprikosenmarmelade.
Wer am nächsten Tag den etwa 10 Kilometer langen Fußmarsch von Areni nach Noravank auf sich nehmen möchte, kann auf der frisch geteerten und
vormittags nur wenig befahrenen Landstraße zum Kloster hinaufpilgern. Achtung: Es geht fast ausschließlich (leicht) bergauf, allerdings sind die Aussichten phantastisch. Etwas anspruchsvollere
Routen führen zum im Mittelalter aufgegebenen Dorf Amaghu. Die Strecke zum Kloster lässt sich natürlich auch mit dem Auto fahren. Taxis sind in Areni so gut wie nicht zu finden,
aber ab und zu halten auch Autos an und fragen freundlicherweise, ob man ein Stückchen mitgenommen werden will. Eine gute Möglichkeit, ein paar Einheimische aus der Region
kennenzulernen.
Das Kloster selbst ist besonders sehenswert aufgrund seiner mehrstöckigen Kirche, der spektakulären Lage sowie seiner vielen künstlerisch verzierten Chatschkare (Kreuzsteine) und aufregenden Grabplatten. Es wurde im 12. Jahrhundert gegründet und war später Arbeitsort des mittelalterlichen Architekten Siranes sowie des Steinhauers und Chatschkar-Künstlers Momik. Über dem Eingang der größeren der beiden Kirchen ist die Heilige Familie zu sehen, allerdings mit unkenntlich gemachten Gesichtern: Hier sollen die muslimische Mongolen im 13. Jahrhundert das islamische Bilderverbot durchgesetzt haben. Eine andere Geschichte erzählt, dass das Kloster Noravank vor größeren Zerstörungen verschont geblieben sei, da eine weitere Abbildung (an der hinteren Kirche) Gott höchstselbst zeigen soll – mit asiatisch anmutenden Augen. Das soll bei den Reiterheeren solchen Eindruck gemacht haben, dass sie von weiteren Verwüstungen abgesehen haben sollen. Heute finden wohlgesonnene Besucher in einem Café etwas zu trinken oder können ein paar Souvenirs im danebenliegenden Shop kaufen.