Jede Reise geht auch durch den Magen: Die Küche des Kaukasus trifft in Armenien auf den Nahen Osten. Geflügel und Lamm, Grillgemüse und Lavasch, Schafskäse
und Joghurt sind aus dem armenischen Speiseplan nicht wegzudenken. Das Geschmackserlebnis fängt jedoch nicht erst auf dem Teller an...
Vor allem Brot spielte schon immer eine wichtige Rolle in der armenischen Küche: Das
ursprünglich nur aus den drei Zutaten Mehl, Salz und Wasser hergestellte Lavasch gehört seit November 2014 sogar offiziell zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe! Getrocknet
findet es in der armenischen Kirche übrigens als Hostie Verwendung. Wie jede Küche wurde allerdings auch die armenische Esskultur im Laufe der Geschichte aus
verschiedenen Richtungen beeinflusst. Die Speisekarte wurde länger und in vielen Gerichten hat sich heute eine persische, türkische oder arabische Note erhalten. Die Tomate hielt erst im 18.
Jahrhundert aus dem Süden Einzug in die armenische Küche Anatoliens, während die Kartoffel im selben Zeitraum von einem Katholikos aus Indien nach Armenien gebracht wurde. Während in Georgien vor
allem Mais und in Aserbaidschan vorwiegend Reis als Beilage verwendet wird, verwendet die armenische Küche bevorzugt Bulgur (geschroteter Weizen).
Berühmt ist das traditionelle armenische Barbecue (khorovats). Dazu werden Fleischstücke auf Metallspieße aufgesteckt, die dann senkrecht
in einen runden Kohleofen gehängt werden. Als Beilage dient verschiedenes Gemüse. Ein großes Grillfest, das jährlich in Akhtala stattfindet, hat 2012 ganze 15.000 Besucher angezogen. Grillen ist
eine Gemeinschaftstätigkeit. Je nach Anlass gibt es natürlich noch unzählige Einzelgerichte, die die armenische Küche ausmachen. Beliebte Vorspeisen sind Tolma, mit Hackfleisch
gefüllte Wein- oder Kohlblätter, oder Basturma (getrocknete und stark gewürzte Pastrami). Zu den traditionellen armenischen Gerichten gehören auch Harissa, eine
aus eingeweichten Weizenkörnern, zerkleinertem Hühnerfleisch und Butter gekochte Suppe, und Chasch, eine Mahlzeit aus Kuhfüßen. Eine Besonderheit ist Aveluk
(Sauerampfer), der in Zöpfen getrocknet wird (s. unten) und dann ebenfalls zu Suppe verarbeitet werden kann.
Auch wenn Orientreisende in Armenien die weitläufigen Basar-Komplexe des Nahen Ostens vermissen werden, so hat das Land im Südkaukasus doch unzählige Märkte zu
bieten. Ein sehr authentischer Markt ist jener von Gyumri, wo sich neben frischen Lebensmitteln auch Modeartikel oder Haushaltswaren erwerben lassen. In Jerewan ist der
G.U.M.-Markt bei Touristen sehr beliebt, da es dort getrocknete Früchte und andere Süßigkeiten zu kaufen gibt – oft handlich verpackt und damit hervorragend für den Koffer
geeignet. (Übrigens: Armenien ist besonders für seine hervorragenden Aprikosen bekannt.) Natürlich darf es unter den zahlreichen Souvenirs auch nicht an Getränken fehlen, die entweder dem Gaumen
schmeicheln oder herzhaft im Rachen brennen: Das beliebteste alkoholische Getränk Armeniens ist der Armenische Weinbrand (aufgrund einer internationalen Markeneintragung ist der
französische Begriff Cognac geschützt), der auch weit über die Grenzen des Landes berühmt ist. Die bekanntesten Marken sind Ararat, Noy und Ijevan. Das trockene und
warme Klima, der nährstoffreiche Boden des Ararat-Tals und das weiche Wasser aus den Bergen lieferten seit Jahrtausenden schon günstige Voraussetzungen für den Weinbau. Eine
bedeutende Weinregion ist die Gegend um Areni.